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Kurische Nehrung

Ende des 13. Jahrhunderts gab es nur noch in Ungarn und in Ostpreußen eine nennenswerte Anzahl Elche. Der Bestand erholte sich jedoch wieder und Ostpreußen entwickelte sich bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Elchreservat, das galt insbesondere für das Mündungsgebiet des Memelstroms und die Kurische Nehrung. Die schmale, 98 Kilometer lange, aber maximal 4 km breite Landzunge, die die Ostsee vom Kurischen Haff trennt, erstreckt sich von der samländischen Küste bis kurz vor Memel/Klaipeda. Sie gehörte zu dem Gebiet der Provinz Ostpreußens. In dem dunklen Kiefernwald, der sich mit lichten Birkenwäldern abwechselt, lebten vor dem Zweiten Weltkrieg 1400 Elche.

Welche Bedeutung der Elch für die Bevölkerung in Ostpreußen hatte, schildert Benno Dilba sehr anschaulich:
"Kein Tier der ostpreußischen Heimat verkörpert in gleicher Weise die eigentümliche Schönheit der ostpreußischen Landschaft wie der Elch. Seine urwüchsige Erscheinung und seine ruhigen und doch kraftvollen Bewegungen korrespondieren mit der urweltartigen ostpreußischen Natur im Elchwald, die geprägt war von Flüssen und von tiefliegenden Wiesen, von Birken und Erlenwäldern, von verlandeten Seen, sturmgeknickten Bäumen und vermodertem Wurzelzeug. Die friedfertige und zugleich altertümlich anmutende Gestalt des Elchs erinnert an den Urbeginn des Lebens, an die menschliche Vergänglichkeit und an die Unendlichkeit der Zeit."

Im Zweiten Weltkrieg und vor allem in den Jahren danach wurde der gesamte Elchbestand in Ostpreußen so gut wie vernichtet. Das Gebiet der Kurischen Nehrung fiel an die ehemalige Sowjetunion und blieb fast ein halbes Jahrhundert mit Raketenstellungen bestückt und als militärisches Sperrgebiet hermetisch abgeriegelt. Die Natur konnte sich daher ungestört entwickeln. Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist die Nehrung südlich von Nidden zweigeteilt. Die südwestliche Hälfte gehört zu Russland, die nördliche zu Litauen. Heute leben auf der Nehrung noch zwischen 40 und 60 Elche.
Auf der Kurischen Nehrung diente der Elch früher als Kinderschreck, wie in anderen Gebieten der schwarze Mann. Es wurde gesagt, dass der Elch käme und die unartigen Kinder auf seine großen Schaufeln legen würde. Dann brächte er sie in den dunklen Wald.

Inneres Ostpreußen

Thomas Salein hat mir berichtet, dass es auch inmitten von Ostpreußen zu deutscher Zeit Elche gab, z.B. im Stadtwald von Gerdauen. Während der Kämpfe des Krieges hatten die Elche sich in die dichten Wälder und Sümpfe zurückgezogen. Im Krieg, bei der Flucht der letzten Memeler in den späten Januartagen 1945 über die Nehrung, flohen die Elche mit ihnen nach Süden.

Günter Suschinski aus Villingendorf schilderte mir eine Geschichte aus Ostpreußen:
"Das Erlebnis mit dem neugierigen Elch.
Ich möchte hier mein Erlebnis schreiben, das ich erlebte als ich noch ein kleiner Junge war. Es war in Ostpreußen, in Pettkuhnen, Kreis Wehlau. Ich war damals 12 Jahre alt, es war 1943. Ich musste zum Unterricht zu der Kirche Petersdorf, etwa 8 km von Daheim entfernt. Unser Pastor gab immer sehr viel zum lernen auf, ich lernte nur das, was ich musste. So kam es auch mal vor, dass ich was vergessen habe. Um einer Strafe aus dem Weg zugehen, bin ich erst gar nicht hingefahren. Der Weg ging nur durch Wälder, ich hörte ihn förmlich rufen, und konnte nicht widerstehen. Ich merkte mir die Richtung, und machte mich auf den Weg. Ich ging immer tiefer in den Wald, was ich hier wollte das weiß ich heute noch nicht. Ich beobachtete links und rechts des Weges, um etwas neues zu sehen, aber immer das Gleiche. Ab und zu ein Hase oder Reh das war alles.
Nun aber vernahm ich ein Rascheln im Gehölz, ich blieb stehen und sah einen großen Kopf durch das Gebüsch schauen, die mächtigen Schaufeln waren vom Gebüsch wie eingerahmt. Mir rutschte das Herz in die Hosen und der Hals war trocken geworden. Der Elch stand da wie aus Stein und bewegte sich nicht, nur seine Augen waren auf mich gerichtet, er beobachtete mich eine lange Zeit. Ich stellte mich hinter das Fahrrad, und war der Meinung wenn er kommt dann werfe ich ihm das Rad auf die Schaufeln, und bis er es los ist bin ich auf einen Baum, aber es ging anders. Nach langer Zeit wo der Elch genug gesehen hatte, machte er ein paar Schritte zurück, ich war der Meinung jetzt kommt er, nein, er drehte sich um und mit einem eleganten Sprung setzte er über den Weg auf der anderen Seite des Waldes. Auch hier stellte er sich wieder so hin, dass er mich gut sehen konnte. Wie lange wir uns so angeglotzt haben weiß ich nicht, mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Wie es so ist, der Klügere gibt nach. Nun hatte er genug gesehen, drehte sich langsam um und ging ohne Eile davon. Ich stand noch eine Zeitlang dass, und wartete bis sich das Flattern meiner Hosen beruhigt hatte und mein Kreislauf wieder normal war. Ich konnte immer noch nicht begreifen, was sich da eben abgespielt hatte. Nun war die Luft rein, und nichts wie fort von hier. Das Ärgste war, dass ich nichts meiner Mutter erzählen durfte, sonst hätte es noch heiße Ohren gegeben. An dieses Erlebnis muss ich immer wieder denken, habe es schon meinen Enkelkindern erzählt, die aber können es kaum glauben, dass es so etwas mal gegeben hat. Ich freue mich, dass ich das erleben durfte, ohne Fernsehen und Technik, das war Ostpreußen."


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 © Maren und Uwe Kamke 2000-2020

 

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